Wie ein Sperrriegel lagert am Eingang des Ahrntales eine der mächtigsten, größten und schönsten Burgen Südtirols: die Burg Taufers. Im Hintergrund von den Zillertaler Gletschern gekrönt, vom Walde umsäumt, zu Füßen des Schlosses das ansehnliche Dorf Sand in Taufers und der weite grüne Tauferer Boden, so zeigt sich dieses mächtige Bauwerk dem Beschauer, dem bei diesem Anblick das Herz fast höher schlagen muss.
Unter der Burg war die einst hier durchführende Straße durch eine zinnengekrönte Mauer mit Rundbogen gesperrt. Der Burgweg führt auf einer festen Zugbrücke über den Halsgraben in einen von zwei Rondellen flankierten viereckigen Torbau mit breitem Spitzbogentor. Am Torbau und an den Rondellen Schlüssel- und Maultaschen, Gußloch und zuoberst Schießfenster. Der weitere Weg geht über eine zweite Zugbrücke und durch drei Tore in den geräumigen Burghof und wird rechts vom hohen Bergfried überragt.
Die Burg weist zwei Bauperioden auf: die erste aus der Zeit der Herren von Taufers (romanisch), eine zweite aus der Zeit der Brixner Bischöfe und der Grafen Fieger (gotisch).
Aus der Periode der Herren von Taufers stammt der Bergfried, der anschließende Wohnturm und der Palas. Im Wohnturm befinden sich viele schlanke Doppelbogenfenster. Der nunmehr dreistöckige Palas (Kasten genannt) weist zugemauerte, dreiteilige Bogenfenster auf. In der zweiten Bauperiode entstand das Vorwerk mit viereckigem Torturm, die zwei Rondellen, der südliche Wehrgang und der Südwesttrakt (Bauzeit: ältestes Mauerwerk noch aus dem 11. Jahrhundert, Doppelbogenfenster mit Fenstersitzen um die Mitte des 13. Jahrhunderts; gotischer Teil: von 1483 bis 1541).Im Burghof malerische Brunnenhalle mit achteckigem Pyramidendach, die ursprünglich wohl als Burgschmiede gedient haben mag.
Im Hof liegt auch der sogenannte Kornspeicher, ein hoher Bau, der über dem Erdgeschoß drei Reihen gotische Viereckfenster mit Steinkreuzen aufweist.
Im gut erneuerten Südwesttrakt unregelmäßig angelegte Wohnräume, teilweise mit einfachen alten Täfelungen und Holzdecken des 16. und 17. Jahrhunderts, und mehrere Erker. Vor dem 13. Jahrhundert hausten auf dieser Burg die Herren von Taufers, freie Adelige und eines der angesehendsten Geschlechter Tirols, die jedoch schon 1340 ausstarben. Hernach kam die Burg in verschiedene Hände und verfiel allmählich zu einer Ruine. Seit 1902 wurde sie aber durch Ludwig von Lobmayr vervollständigt und erneuert.
In den 1950er Jahren ließ der damalige Besitzer, Abt Gassner, die notwendigen Restaurierungen durchführen und den Turm in der alten Größe und Form neu errichten. Die Innenräume bereicherte er mit wertvollen Kunstwerken.
Ein Kronjuwel der Burg ist die mit Rundapsis und Lichtschlitz versehene romanische Kapelle im ersten Stock. Auf gemauertem Altar romanisches Kruzifix (ca. 1200).
Vermutlich im Auftrage des Bischofs Georg Golser schmückte um 1482 der größte Gotiker Tirols, Michael Pacher, die Kapelle mit Fresken, die erste 1956 wieder aufgedeckt wurden. Am Triumphbogen die Ölbergszene, im Zentrum der Apsis Christus als Richter, rechts Maria, links Johannes Baptist. Auf der unteren Reihe sind dargestellt Petrus und Paulus (Petrus im Kerker, die Kreuzigung Petri, Petrus im Himmel, die Enthauptung des Paulus und der Apostel im Himmel); links neben heiligen Erasmus, darüber St. Sigismund.
1977 gelangte die Burg Taufers an das Südtiroler Burgeninstitut, das sich seither um ihre Erhaltung bemüht. Die Ehrenamtlichkeit der Vereinsführung und -verwaltung, die Öffnung der Burg gegen die Entrichtung eines Eintrittsgeldes für interessierte Besucher und die Unterstützung von öffentlichen (Land und Gemeinde) und privaten Einrichtungen sichern seither die Instandhaltung der Burg Taufers.